Familienunternehmen wohnt ein besonderer Charme inne: Denken in Generationen – das heute investierte Kapital stellt das geliehene Erbe der nächsten Generation dar.
Egal ob Handwerksbetrieb, Handel oder Dienstleistungsbranche: Familienbetriebe haben eine Besonderheit: Sie machen eine Trennung zwischen beruflichem und privatem Bereich schwierig. Es gibt oft keine Büro- oder Werkstür, die man nach Feierabend hinter sich schließt, denn die Familie – oft mit mehreren Generationen – ist gleichzeitig auch Eigentümer, Teil der Belegschaft und Buchhaltung. Eine Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu finden, ist jedoch in vielen Fällen notwendig, um einen Familienbetrieb erfolgreich und harmonisch führen zu können.
„Man sollte Privates und Berufliches auch trennen können“
24/7 zusammen: Geht einem das nicht früher oder später gehörig auf die Nerven? Wie soll man nach einem anstrengenden Tag im Job abschalten, wenn beim Abendessen noch über die Unternehmensstrategie und mögliche berufliche Probleme diskutiert wird? Fakt ist: Die Firma lässt sich in einem Familienbetrieb nicht so leicht ausblenden. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht wenigstens versuchen sollte, regelmäßig eine klare Trennung zwischen Beruflichem und Privatem zu schaffen. Aber wie? Hier gibt es Anregungen.
„Vertrauen und Fairness sind die Eckpfeiler eines harmonischen Familienlebens“
Gegenseitiges Vertrauen ist das A und O jeder familiären und geschäftlichen Beziehung. Ebenso wie Eifersüchteleien in der Arbeit fehl am Platz sind, sind Bedenken über die Arbeitsweisen der Familienmitglieder zu Hause zu vermeiden.
Im Familienbetrieb können und müssen Sie darauf vertrauen, dass der Familienzusammenhalt stark ist. Familienmitglieder bekommen die „Unternehmens-Gene“ schon früh mit und können daher die Firma authentisch präsentieren und Kundenangelegenheiten im Sinne des Unternehmens erledigen. Eine klare Absprache über Werte und deren Kommunikation nach innen und außen ist dennoch hilfreich. Setzen Sie außerdem auf Fairness: Klären Sie gegenseitige Erwartungen an das Arbeits- und Privatleben.
„Die Zusammenarbeit braucht klare Regeln“
Für eine gute Zusammenarbeit im Familienbetrieb sollte es klare Strukturen geben. Wer hat welche Aufgaben, wer hat welche Rechte? Wie kann man die verschiedenen Anforderungen ausbalancieren, die die Rollen mit sich bringen? Diese Fragen sollten Sie sich sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld stellen. Gibt es hierbei Klarheit, kann das Privatleben zum Rückzugsort werden – fernab von wirtschaftlichen Sorgen und beruflichen Herausforderungen.
„Natürlich birgt das Konfliktpotenzial“
Es versteht sich von selbst, dass das ständige Zusammensein und die unterschiedlichen Erwartungen und Arbeitsweisen auch zu Konflikten führen können. Denn viel Nähe und Vertrautheit fördert auch Direktheit. Abweichende Meinungen werden unverblümter gesagt und Personen so ungewollt leichter vor den Kopf gestoßen.
Achten Sie darauf, Ihre Kritik sehr konkret und auf ein Verhalten in einer Situation bezogen zu formulieren. Verallgemeinerungen wie „Nie machst du …“ oder „Immer tust du …“ sowie Beleidigungen sollten tunlichst vermieden werden. Ebenso die Vermischung von privaten und beruflichen Themen in Konfliktsituationen. Sätze wie „Du arbeitest genauso schlecht wie du kochst“ tragen nicht zur Deeskalation von Konflikten bei. Äußern Sie Kritik in einem freundlichen, verständnisvollen Ton und das nächste Familienessen wird trotz eventuell „mangelnder Kochkenntnisse“ wieder harmonisch verlaufen.
„Die Digitalisierung verschärft den Generationenkonflikt“
Junior vs. Senior, digital vs. konservativ, Social Media vs. Telefon: Neben Rollenunklarheiten und unterschiedlichen Erwartungen, kann vor allem die fortschreitende Digitalisierung einen Generationenkonflikt entfachen. Die Nachfolgegeneration sieht in ihren Familienbetrieben häufig Handlungsbedarf bei Digitalisierung und Innovation und fühlt sich in ihrem Vorhaben von den eher traditionelleren Vorgängergenerationen ausgebremst.
Auch wenn Großeltern, Eltern und Kinder bekanntlich in zahlreichen Punkten unterschiedliche Auffassungen und Herangehensweisen haben, ist es in Familienunternehmen dennoch nötig, dass Alt und Jung an einem Strang ziehen. Dazu ist vor allem eines gefragt: Gegenseitiges Verständnis. Während sich ältere Familienmitglieder offen für die Ideen der Nachfolgegeneration zeigen sollten, sollten die Jüngeren wiederum Rücksicht auf die Werte und Erfahrungen ihrer Vorgängergenerationen nehmen. So können Veränderungswille und Risikobewusstsein zu beruflichem Erfolg führen und sich eine gemeinsame Vorgehensweise positiv auf das Privatleben auswirken.
„Jeder, der zuhause über die Arbeit redet, muss einen Euro bezahlen.“
Fällt es schwer im Privatleben abzuschalten, kann ein Trick helfen: Erklären Sie Gesprächsthemen wie Firma, Buchhaltung und Kunden für ein paar Stunden zum Tabu. Stellen Sie zu Hause eine Kasse auf, in die jedes Mal, wenn Geschäftliches erwähnt wird, ein Euro wandert. Wenn die Kasse voll ist, gibt es eine Belohnung: Von einem gemütlichen Abendessen zu einer gemeinsamen Spritztour – alles ist möglich.
„Arbeitserleichterung führt auch zu Erleichterung des Familienlebens.“
Besonders bei einer sehr hohen Arbeitsbelastung und Dauerstress, fällt es schwer das eigene Privatleben voll und ganz zu genießen. Versuchen Sie – wenn möglich – Stress in der Firma zu reduzieren: Planen Sie realistisch, haben Sie keine utopischen Ansprüche und arbeiten Sie nicht rund um die Uhr auf „Halbgas“, sondern lieber kürzer und dafür fokussierter und zielstrebiger. Überlegen Sie außerdem, an welcher Stelle Sie Aufgaben delegieren oder abgeben können. Wenn Ihnen beispielsweise die Buchhaltung oder das Mahnungswesen über den Kopf wächst, geben Sie doch das Forderungsmanagement an eine Factoringbank Ihres Vertrauens: Der administrative Aufwand wird weniger, die Planungssicherheit steigt und die Sorgen über Forderungsausfälle gehören der Vergangenheit an. So bleibt mehr Zeit für ein glückliches und zufriedenes Privatleben.
„Wir sind ein Team, egal ob geschäftlich oder privat“
Gelingt Familienbetrieben der Spagat zwischen Geschäftlichem und Privaten, steht dem Glück nichts mehr im Wege. Zumindest, wenn die Grundvoraussetzung für eine funktionierende Zusammenarbeit im Familienunternehmen erfüllt ist: Passion für die Arbeit und jede Menge Verständnis.