Die Corona-Pandemie hat die Welt ordentlich durcheinandergewirbelt und für viele eine echte Krise ausgelöst. In der Psychologie bezeichnen Krisen jede Art von Veränderung, die für den Betroffenen ein Problem darstellt. Man wird plötzlich mit neuen Herausforderungen konfrontiert, für die man in dem Moment noch keine Lösung sieht. Und das kann zu großer Verunsicherung und Hilflosigkeit führen. Im Jahr 2020 haben wir genau das erlebt: Eine einschneidende Veränderung für sämtliche Lebensbereiche, auf die wir alle nicht vorbereitet waren.
Um einer Krise zu entkommen, müssen neue Wege gefunden und Entscheidungen getroffen werden. Darum ist jede Krise per Definition immer auch ein Wendepunkt. Die gute Nachricht ist: Wer die Krise gut meistert und die richtigen Entscheidungen trifft, kann nachhaltig davon profitieren und sowohl unternehmerisch als auch persönlich an der Krise wachsen. Die schlechte Nachricht ist: Dass schwierige Zeiten ein wichtiger und zielführender Wendepunkt sein können, erkennt man oft erst im Nachhinein. Um im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man sich also – auch, wenn es schwer fällt – schon während der Krise möglicher Chancen bewusstwerden und unüberlegte Reaktionen vermeiden.
Schneller Handler oder einsamer Wolf?
In herausfordernden Zeiten wichtiger denn je – noch eine gute Nachricht hinterher: Eine Krise bietet immer auch die Möglichkeit, sich selbst besser kennenzulernen. Wie reagiere ich auf Probleme? Was sind meine Schwächen und Stärken? Zu welchem „Krisentyp“ gehöre ich eigentlich? Wie wir auf Krisensituationen reagieren, was also unsere Bewältigungsstrategie ist, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Hier eine mögliche Typisierung:
Der schnelle Handler: Er reagiert sofort und hört dabei vor allem auf sein Bauchgefühl. Probleme werden aktiv gelöst und Entscheidungen schnell getroffen. Aktionismus ist seine Devise – manchmal aber auch über das sinnvolle Maß hinaus.
Der Nebler: Er ist das Gegenteil vom Handler. Er vermeidet schnelles Handeln, möchte sich nicht festlegen und ist innerlich zerrissen. Das nervt zwar ihn selbst und auch andere, dafür lässt er sich genügend Zeit für Überlegungen und trifft keine voreiligen Entscheidungen.
Einsame Wölfe: Sie ziehen sich in Krisenzeiten gerne zurück und vermeiden zu viel Austausch mit anderen. Sie verlassen sich am liebsten auf sich selbst.
Chronisch Kriselnde: Sie sind das Gegenteil vom „einsamen Wolf“. Sie befinden sich ständig im „Krisenmodus“ und lieben den Austausch darüber mit anderen.
Wisser und Vergesser: Obwohl sie in ihrem Leben schon viele Krisen gemeistert haben, fühlen sie sich in der aktuellen Situation hilflos und überfordert. Das hindert sie daran, selbstbewusst die nächsten Schritte zu überlegen.
Finden Sie sich in einer Beschreibung wieder? Vielleicht aber auch in mehreren? Was ist denn dann nun die beste Bewältigungsstrategie?
Die Wahrheit liegt wie so oft dazwischen. Keiner der hier genannten Typen reagiert „richtig“ auf die Krise. Wichtig ist aber, die eigenen Stärken und Schwächen zu reflektieren und sich gleichzeitig die Ressourcen der anderen Bewältigungsstile vor Augen zu führen. Denn die beste Krisenbewältigung ist niemals einseitig und starr, sondern immer eine Mischung aus unterschiedlichen Strategien. Flexibilität ist also auch hier das Stichwort.
Übrigens: Hysterie hilft keinem weiter. Wenn Sie merken, dass Sie schnell verzweifeln, suchen Sie nach Möglichkeiten, die innere Negativspirale aufzuhalten. Sprechen Sie mit Freunden, Kollegen oder der Familie offen über Ihre Gedanken. Schaffen Sie sich bewusste Auszeiten und versuchen Sie in jedem Problem immer auch etwas Positives zu finden. Und denken Sie immer daran: In Krisen zu zweifeln ist kein Zeichen von Schwäche oder Unvermögen. Trauen Sie sich, Hilfe zu suchen und anzunehmen!
Was kann ich tun?
Wie schon erwähnt, kann jede Krise immer auch eine Chance sein, Dinge zu verändern und neue Wege einzuschlagen.
Kundenanfragen bleiben aus? Nutzen Sie die gewonnene Zeit, Abläufe und Strukturen in Ihrem Betrieb zu hinterfragen und zu optimieren. Schlanke Strukturen ermöglichen mehr Flexibilität und sorgen gleichzeitig für mehr Stabilität in der Krise. Mehr Zeit kann übrigens auch dazu genutzt werden, Netzwerke aufzubauen und zu erweitern. Regen Sie neue Kooperationen an! Sie und Ihre Mitbewerber sitzen in einem Boot. Sehen Sie sie nicht als Konkurrenz, sondern vielleicht ja als zukünftige Partner!
Sie müssen Ihr Ladenlokal schließen? Nutzen Sie die Gelegenheit, Ihr Business in einen Online-Shop zu verlagern. Das gilt übrigens nicht nur für den Handel, sondern auch für Dienstleistungen. Wer Produkte und Services online anbietet, kann nicht nur Zeit und Geld sparen, sondern auch schnell neue Märkte erschließen. Auf zu neuen Ufern!
Ihre Kunden sind zahlungsunfähig? Überlegen Sie, welche Möglichkeiten es zur finanziellen Risikoabdeckung gibt. Gerade im letzten Jahr haben unsere Kunden die Vorteile der Delkrederefunktion durch Factoring zu schätzen gewusst. Informieren Sie sich zur kostengünstigen Ausfallversicherung, um für die nächste Krise besser gewappnet zu sein.
Fazit:
Krisen haben nicht nur Nachteile, sondern können auch ungeahnte Vorteile mit sich bringen. Lassen Sie sich darum nicht entmutigen, sondern konzentrieren Sie sich auf mögliche Chancen, die Sie ohne Krise vielleicht gar nicht entdeckt hätten. Vielleicht werden dadurch auch längst überfällige Projekte und neue Unternehmenswege endlich umgesetzt, die längst angedacht und überfällig waren. Es lohnt sich übrigens, die Hoffnung nicht aufzugeben: Während der Krise ist es schwer zu glauben, aber nach jedem Tief folgt ein Hoch – freuen Sie sich darauf!
Quellen:
PiD Psychotherapie im Dialog (H. Lieb, B. Brink, 2020): Georg Thieme Verlag, Stuttgart. https://www.thieme.de/de/presse/Krisentypen-154905.htm