In Deutschland gibt es etwa 3,7 Millionen Unternehmen. 3,3 Millionen sind laut Zahlen von IfM und Statista Familienbetriebe, bei denen Eigentum und Geschäftsleitung zumindest teilweise in einer Hand liegt. Darunter sind wohlbekannte Namen: Volkswagen, Aldi, Metro, Continental, Henkel, Würth, Otto und dm, um nur einige zu nennen. Meistens jedoch handelt es sich um Klein- und Mittelunternehmen. Was Große und Kleine verbindet, sind die Herausforderungen des Nachfolgeprozesses. Rund 200.000 Firmen steht in den kommenden Jahren die Übergabe von einer Generation zur nächsten bevor – wir beschäftigen uns daher auch in unserem Blog mit diesem heiklen Thema.
Alternativen zur familieninternen Betriebsübergabe
Früher war alles besser? Nicht unbedingt, denn wenn mehrere Kinder um den elterlichen Betrieb streiten, ist das ebenfalls eine große Herausforderung. Doch der demografische Wandel ist auch hier spürbar. Immer mehr Familien hängen bei der Unternehmensnachfolge vom Übernahmewillen Einzelner ab. Wenn sie die elterliche Firma nicht übernehmen wollen oder – auch das kommt vor – nicht für die Betriebsführung geeignet sind, bleiben im Wesentlichen drei Möglichkeiten:
- Einsetzung eines Geschäftsführers: In diesem Fall könnte das Unternehmen gewissermaßen in Familienhand bleiben – allerdings nur, wenn man sich die Beschäftigung eines externen Experten leisten kann.
- Verkauf an Dritte: Hier wäre der Familienbetrieb Geschichte, die Zukunft des Unternehmens aber gesichert. Es gibt eigene Plattformen, allen voran die Website nexxt-change, auf denen Übergabe- und Übernahmeinteressierte zusammenfinden.
- Auflassung des Unternehmens: Diese Option ist besonders bitter, weil damit nicht nur das Familienerbe verloren geht, sondern auch Arbeitsplätze.
Motivieren statt erzwingen
Wirklich wünschenswert ist keine der genannten Optionen. Kommen wir also im zweiten Schritt zur Frage: Wie kann man Söhne oder Töchter zur Unternehmensnachfolge motivieren und sie bestmöglich darauf vorbereiten? Ein Patentrezept gibt es dafür nicht, sehr wohl aber Tipps.
- Ermöglichen Sie Ihrem Kind eine gute Ausbildung – unabhängig davon, ob es den Betrieb übernimmt. Die Unternehmensnachfolge sollte in dieser Lebensphase noch keine Rolle spielen.
- Kinder interessieren sich andererseits sehr dafür, wo und was Mama und Papa arbeiten. Nutzt man diese Chance, ihnen Einblick in die eigenen Aufgaben zu geben, wachsen sie quasi schon mit dem Betrieb auf.
- Heranwachsende werden nicht zu potenziellen Unternehmensnachfolgern, wenn man ihnen etwas vorjammert. Vielmehr sollte man die positiven Seiten des Unternehmertums betonen: Verantwortung und Gestaltungschancen.
- Lassen Sie dem Nachwuchs seine Freiheiten, auch im Erwachsenenalter. Wenn das Kind nicht gleich in den elterlichen Betrieb einsteigt, sondern anderswo Erfahrungen sammelt, ist das für das Familienunternehmen langfristig ein Vorteil.
In jedem Fall gilt: Man kann die Motivation zur Unternehmensnachfolge niemandem aufzwingen, jedoch ein gutes Vorbild sein, damit der Wille, den Familienbetrieb zu übernehmen, in den Kindern selbst entsteht.
Nur gesunde Betriebe werden übernommen
Ist die nächste Generation schließlich bereit, die Unternehmensnachfolge anzutreten, müssen die wirtschaftlichen Weichen gestellt werden. Denn nur wenn Betriebe stabil und krisenfest sind, die Produkt- oder Dienstleistungspalette zukunftsorientiert ist und auch in puncto Personal und Lieferanten kein Grund zur Sorge besteht, bleibt die Übernahmebereitschaft der Jungunternehmer bestehen.
Unternehmen werden also idealerweise in einer Phase des kontinuierlichen Wachstums übergeben. Ist dazu zunächst eine Umstrukturierung oder Neuausrichtung nötig, sollte dies noch vor der Übergabe passieren. Auch die gesamtwirtschaftliche Lage und die Marktsituation in der jeweiligen Branche spielen hier eine Rolle. Kunden- und Lieferantenstruktur, Personalplanung inklusive Recruiting und Marketing-Strategie – all das sollte transparent sein und zumindest die Vermutung nahelegen, dass sich der Betrieb weiterhin gut entwickeln wird.
Und dann ist da noch das leidige Thema Finanzen: Wie hoch ist die Eigenkapitalquote, ist Investitionskapital vorhanden und wie wird die laufende Liquidität sichergestellt? Diese Fragen lassen sich jedenfalls positiv beantworten, wenn man Factoring nutzt, weil bei dieser Finanzierungsmethode durch die rasche Begleichung von Forderungen ein dauernder Geldfluss sichergestellt wird.
Externe Spezialisten erleichtern die Unternehmensnachfolge
Der konkrete Akt der Unternehmensnachfolge, quasi der letzte Teil des Prozesses, ist juristisch leider nicht ganz unkompliziert. Es empfiehlt sich daher, Spezialisten hinzuzuziehen. Rechtsanwälte und Notare sorgen für eine rechtlich saubere Übergabe. Denn jede Firma – vom Einzelunternehmen über die GmbH bis zur Aktiengesellschaft – ist auch ein juristisches Konstrukt. Für alle Rechtsformen sind bestimmte Regeln zu beachten.
Steuerberater widmen sich den Themen Erbschafts- und Schenkungssteuer. Unternehmensberater wiederum haben die kaufmännischen Aspekte der Übergabe im Blick und können helfen, Zeitpläne zu erstellen. Denn eines – das geht auch aus unserem Beitrag hervor – ist klar: Die Unternehmensnachfolge ist ein Prozess, der über Jahre vorbereitet und abgewickelt werden muss. Man sollte also rechtzeitig damit beginnen.