Eine Gemeinsamkeit verbindet wohl die meisten Handwerker: Sie können anpacken und nehmen die Dinge gerne selbst in die Hand. Da ist es nicht verwunderlich, dass viele von ihnen irgendwann den Schritt in die Selbständigkeit wagen möchten, um von mehr Freiheiten, mehr Unabhängigkeit und im Idealfall auch von mehr Geld zu profitieren. Die gute Nachricht ist: Es ist möglich! Laut ZDH (Zentralverband des Deutschen Handwerks) waren zum 30.06.2020 insgesamt 1.015.064 Handwerks-Betriebe in Deutschland eingetragen und damit – trotz Corona-Pandemie – sogar 0,3% mehr als zu Jahresbeginn. Die Handwerksbranche in Deutschland ist gut organisiert und wird international um ihre hohen Standards beneidet. Das ist gut für ihren Ruf und für ihre Kunden – bedeutet aber gleichzeitig ein paar zusätzliche Hürden für neue Selbständige.
Step By Step: So kommen Sie ans Ziel!
Von der Idee bis zum ersten Arbeitstag als selbständiger Unternehmer sind einige Vorbereitungen zu treffen. Wie bei allen großen Herausforderungen gilt auch hier: Kümmern Sie sich nicht um alles auf einmal, sondern machen Sie sich einen Plan und gehen Sie schrittweise vor. So behalten Sie immer den Überblick und fühlen sich nicht so schnell überfordert.
STEP 1: INFORMIEREN
Wer sich in Deutschland als Handwerker selbständig machen will, muss einige rechtliche Rahmenbedingungen beachten. Wenn man sich nicht daran hält, riskiert man teilweise sogar hohe Geldstrafen. Daher ist es ratsam, sich umfassend zu informieren, bevor man in die konkrete Planung geht. Mit folgenden Themen sollten Sie sich gut auskennen, bevor Sie den Schritt in die Selbständigkeit wagen:
- Handwerkskammer (HWK): In Deutschland ist es für jeden Handwerksbetrieb verpflichtend, Mitglied der jeweiligen Handwerkskammer (HWK) zu werden. Die setzt sich nicht nur für die Interessen ihrer Mitglieder ein, sondern leistet auch Unterstützung bei Problemen, steht beratend zur Seite und ermöglicht Fort- und Weiterbildungen. Die HWK kümmert sich auch um die Eintragung in die entsprechende Handwerksrolle, je nachdem, ob das ausgeübte Handwerk zulassungspflichtig, zulassungsfrei oder handwerksähnlich ist. Als ordentliches Mitglied der Handwerkskammer erhält man die Handwerkskarte, die im nächsten Schritt für die Gewerbeanmeldung notwendig ist. Die Mitgliedschaft bei der HWK ist kostenpflichtig.
- Meisterpflicht: Darüber hinaus gilt für viele Handwerke die Meisterpflicht, während andere von dieser Pflicht ausgenommen sind. Auch hier gibt es immer wieder Grenzfälle. Was, wenn Sie schon Jahre lang in führender Position gearbeitet, aber keinen Meistertitel haben? Was, wenn Sie selbst keinen Titel haben, aber einen Meister bei sich beschäftigen wollen? Informieren Sie sich am besten bei der für Sie zuständigen Handwerkskammer, welche Regeln für ihren Betrieb gelten.
- Unternehmensformen: Welche Unternehmensform für Sie in Frage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren und auch Ihrer Risikobereitschaft ab. Wenn Sie beispielsweise ein Einzelunternehmen gründen, können Sie zwar steuerliche Vorteile in Anspruch nehmen, haften allerdings im Falle einer Insolvenz mit Ihrem Privatvermögen. Als Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), haften Sie nicht mit Ihrem Privatvermögen, müssen aber 25.000 Euro Gründungskapital einbringen. Eine weitere Unternehmensform stellt die Personengesellschaft dar, bei der sich mindestens zwei Unternehmen zusammenschließen und eine OHG, KG oder GbR bilden.
- Gewerbeanmeldung: Egal, für welche Rechtsform Sie sich entscheiden: Ein Gewerbe müssen Sie in jedem Fall anmelden. Voraussetzung dafür ist allerdings die Handwerkskarte, die Sie nach erfolgreicher Eintragung bei der Handwerkskammer ausgestellt bekommen.
- Förderungen: Gründer und Handwerksbetriebe können in Deutschland von zahlreichen Förderprogrammen und Zuschüssen durch Bund und Länder profitieren. Nehmen Sie sich Zeit, nach möglichen Förderstellen für Ihr Unternehmen zu suchen und lassen Sie sich auch von Ihrer Kreditbank beraten.
STEP 2: PLANEN
Ein notwendiger und guter erster Schritt in die konkrete Planung ist der Businessplan. Zum einen bestehen Kreditgeber und Investoren darauf, zum anderen ist ein gut ausgearbeiteter Businessplan auch sehr hilfreich für jeden Gründer, um sich seine Idee noch einmal detailliert vor Augen zu führen. Die wesentlichen Inhalte eines Businessplans sind:
- Geschäftsidee: Was haben Sie vor? Was macht Ihr Unternehmen aus? Was hebt Sie vom Mitbewerb ab? Beschreiben Sie Ihr Alleinstellungsmerkmal – und Ihre Leidenschaft für Ihre Idee!
- Gründerprofil: Erzählen Sie etwas über sich! Wer sind Sie? Was sind Ihre Kompetenzen? Welche Qualifikationen bringen Sie mit? Warum glauben Sie, dass Sie ein guter Gründer sind? Hier geht es nicht immer nur um die harten Fakten, sondern auch um Ihre Persönlichkeit. Versuchen Sie, sich von Ihrer besten Seite zu präsentieren.
- Markt und Wettbewerb im Handwerk: Die meisten Handwerksbetriebe sind naturgemäß lokal gebunden. Darum ist es wichtig, die Konkurrenz in der Region zu kennen und gegebenenfalls das Alleinstellungsmerkmal zu überarbeiten. Eine umfassende Recherche über den direkten Mitbewerb und ihre Preise gehört also unbedingt in einen guten Businessplan. Für die Recherche können Sie das Internet, Branchenbücher oder Telefonverzeichnisse nutzen. Wichtige Fragen für die Markanalyse sind: Wie groß ist die Zielgruppe? Wo besteht der größte Bedarf für dieses Handwerk? Wie viele Betriebe gibt es für Ihr Handwerk in Ihrer Region?
- Marketing und Vertrieb: Hier geht es um den Kern Ihrer Selbständigkeit: Ihre Leistungen. Womit wollen Sie zukünftig Kunden gewinnen und langfristig überzeugen? Was ist das Besondere an Ihren Leistungen und wie wollen Sie damit Werbung machen? Marketing und ein starker Vertrieb sind wesentlich, um erfolgreich zu sein. Beschreiben Sie, wie Sie Ihren Kundenstamm aufbauen und langfristig binden wollen.
- Unternehmensorganisation: Beschreiben Sie alle harten Fakten, die Sie vorher abgeklärt haben. Um welche Rechtsform soll es sich bei Ihrem Unternehmen handeln? Wer wird die Geschäftsführung übernehmen? Wer übernimmt die Haftung im Falle einer Insolvenz? Auch mit diesen Rahmenbedingungen zeichnen Sie ein immer klareres Bild von Ihrem eigenen Betrieb.
- SWOT-Analyse: Vielleicht haben Sie schon mal davon gehört? Wenn ja – optimal! Wenn nicht: SWOT ist die Abkürzung für die englischen Worte strengths(Stärken), weaknesses(Schwächen), opportunities(Chancen) und risks(Risiken) eines Unternehmens. Bei der SWOT-Analyse überlegen Sie also, welche Stärken und Chancen Sie auf der einen Seite und welche Risiken und Schwächen Sie auf der anderen Seite für sich sehen. Stellen Sie diese dann gegenüber und zeigen Sie auf, wie Sie mit Hilfe der Stärken und Chancen Ihre Schwächen und Risiken mildern können.
- Finanzierung: Gerade für Banken und Kreditgeber stellt der Finanzplan ein wesentliches Kapitel in Ihrem Businessplan dar. Er sollte darum möglichst realistisch und detailliert aufgeschrieben werden: Wie planen Sie die finanzielle Zukunft des Unternehmens? Wie hoch ist Ihr Kapitalbedarf in den nächsten Wochen und Monaten? Welche laufenden Kosten werden Sie haben? Wie wollen Sie mit ausbleibenden oder verzögerten Zahlungen umgehen?
Mit einem Businessplan wird Ihre Selbständigkeit zunehmend greifbar – und zwar für Sie selbst und für die Partner, die Sie ins Boot holen wollen. Investieren Sie also genügend Zeit in die Ausformulierung Ihrer Idee – es wird sich lohnen.
Übrigens: Der Begriff „USP“ ist die Abkürzung für „unique selling proposition“ – zu Deutsch: Alleinstellungsmerkmal. Er bedeutet nichts anderes als die Leistung, die Sie eindeutig vom Mitbewerb abhebt. Um Ihren USP zu finden, stellen Sie sich am besten die Frage: Warum sollten die Kunden zu mir kommen und nicht zu meinem Konkurrenten? Welchen Mehrwert kann ich bieten? Was ist meine Spezialkompetenz?
STEP 3: UMSETZEN
Wenn Sie alle rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt und alle Vorbereitungen getroffen haben, wird es langsam ernst. An dieser Stelle zeigt sich oft die Qualität der Planung, denn je mehr Zeit Sie in eine gute Planung investiert haben, desto besser wissen Sie, was jetzt zu tun ist.
Kundenakquise
Das Thema Kundenakquise wird Sie als Selbständiger besonders am Anfang, aber auch in Zukunft immer wieder begleiten. Ohne Kunden, keine Aufträge – ohne Aufträge kein Einkommen. Überlegen Sie also auch hier rechtzeitig, wie Sie das Thema angehen wollen und investieren Sie besonders viel Energie in die ersten Aufträge. Auch wichtig: Bitten Sie immer um Weiterempfehlung. Wenn Ihre Kunden zufrieden sind und Sie weiterempfehlen, ist das die glaubwürdigste und wirksamste Werbung, um Ihren Kundenstamm stetig zu vergrößern.
Achtung, Selbstmarketing!
Haben Sie eine Website? Haben Sie ein ansprechendes Logo? Findet man Sie über Google, Branchenverzeichnis & Co.? Für den ersten Eindruck bekommt man keine zweite Chance. Achten Sie also darauf, wie und wo Sie sich präsentieren und bitten Sie Freunde und Bekannte um ehrliches Feedback. Auch hier ist Vorbereitung alles: Starten Sie erst, wenn Sie mit Ihrem Auftritt wirklich zufrieden sind.
Factoring
Um Ihnen den Einstieg in die Selbständigkeit zu erleichtern, kann Factoring eine kostengünstige und risikominimierende Möglichkeit sein. Gerade am Anfang, wenn Sie noch keine Rücklagen haben, können spät oder gar nicht zahlende Kunden das Aus für den neu gegründeten Betrieb bedeuten. Factoring schützt Sie zu 100% vor Zahlungsausfällen und sorgt für mehr Liquidität auf Ihrem Konto. Außerdem profitieren Sie bei der TEBA Kreditbank von administrativem Support in der Debitorenbuchhaltung, der Sie gerade in der Gründungsphase entlasten wird.
Sie haben Fragen dazu? Vereinbaren Sie einen Termin für ein unverbindliches Beratungsgespräch. Unter der Hotline +49 9951 9804-0 sind wir gerne für Sie da!
Quellen:
https://www.existenzgruender-jungunternehmer.de/
https://www.zdh-statistik.de/application/index.php?mID=3&cID=818