Im Juni 2023 war die gescheiterte Vorsitzenden-Wahl bei den österreichischen Sozialdemokraten auch in den deutschen Medien ein Running Gag. Weil man die Spalten einer Excel-Liste vertauscht hatte, wurde zunächst der falsche Sieger verkündet. Erst einen Tag später und eher zufällig wurde der Irrtum entdeckt. Weniger lustig: Im DESI-Ranking der EU, dem Digital Economy and Society Index, liegt Deutschland derzeit auf Position 13 – und damit drei Plätze hinter Österreich.
Doch woran liegt es, dass unser Land nicht mit der Alpenrepublik mithält, von den europäischen Digitalisierungsvorreitern Finnland, Dänemark, Niederlande und Schweden ganz zu schweigen? Das wollte die Deutsche Industrie- und Handelskammer jüngst in einer Umfrage unter mehr als 4.000 Betrieben herausfinden. Das Ergebnis in Kurzform: Es mangelt an Zeit, Fachpersonal und vor allem am Geld.
PROBLEM 1: ZEIT
Im Digital Office Index 2022, den der Branchenverband Bitkom veröffentlicht hat, gaben 55 Prozent der über 1.100 befragten Unternehmen an, dass schlicht die Zeit fehle, die Digitalisierung voranzutreiben. In gewisser Weise fällt die technologische Aufrüstung somit der verbesserten Wirtschaftslage zum Opfer.
In der Corona-Phase waren die Auftragsbücher in vielen Branchen leer – die frei gewordenen Ressourcen wurden nicht zuletzt für Digitalisierungsschritte genutzt, wobei die Schwerpunkte auf Remote Work und virtuelle Kommunikation lagen. Mittlerweile kommt die Wirtschaft wieder in Schwung: Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung prognostiziert für das laufende Jahr 0,2 und für 2024 sogar 1,3 Prozent Wachstum. Die Inflation sollte im gleichen Zeitraum auf 3,0 Prozent sinken. Wo allerdings das Tagesgeschäft wieder in den Fokus rückt, bleibt wenig Zeit für strategische Weichenstellungen. Insbesondere dann, wenn Personal fehlt.
PROBLEM 2: PERSONAL
Der Fachkräfte-Mangel ist ein weiteres Hindernis auf dem Weg in die digitale Zukunft. 64 Prozent der von Bitkom befragten Unternehmen führen dies als Grund für Digitalisierungsdefizite an und auch die Arbeitsmarktdaten bestätigen: Im Jahr 2022 waren in Deutschland 137.000 IT-Stellen unbesetzt.
Alternativen sind zum einen die Weiterqualifizierung bestehender Mitarbeiter, die allerdings in anderen Bereichen fehlen, sobald sie in ihren Unternehmen Digitalisierungsagenden übernehmen. Zum anderen sollte man in Betracht ziehen, externe Anbieter einzubinden.
PROBLEM 3: GELD
Egal ob Weiterbildung im Unternehmen, verbunden mit einer Personalaufstockung, oder externes Know-how: Beides kostet Geld. Doch Geld ist in puncto Digitalisierung der dritte und vielleicht größte Hemmschuh. Das beginnt schon bei der nötigen Infrastruktur. Doch selbst wenn Firmen-Laptops, Kommunikationssoftware und geeignete Arbeitsmittel zur Verfügung stehen, fehlt oft noch die langfristige Digitalisierungsstrategie.
Das Dumme ist nur: Wer die technologische Wende jetzt nicht einleitet, wird künftig erst recht ins Hintertreffen geraten, daher sind mehr denn je innovative Finanzierungsstrategien gefragt.
DIGITALISIERUNG NICHT VERSCHLAFEN
Eine solche Strategie ist Factoring. Ein Finanzdienstleister, der als „Factor“ offene Forderungen übernimmt und innerhalb weniger Werktage begleicht, sorgt für ständige Liquidität und eine höhere Eigenkapitalquote. Die Auslagerung der Debitorenbuchhaltung sowie Skonti bei Vorlieferanten, die nun genutzt werden können, bringen weitere Einsparungen.
Die freien Mittel sollten nicht zuletzt in die Digitalisierung investiert werden. Denn klar ist: Nur so bleiben Unternehmen auch in Zukunft wettbewerbsfähig. Digitalisierte Unternehmen finden junge Mitarbeiter. Digitalisierte Unternehmen profitieren von den Chancen des E-Commerce und anderer branchenübergreifender Trends. Und digitalisierte Unternehmen können Prozesse gleichzeitig vereinfachen und optimieren. Kurzum: Sie als Firmeninhaber dürfen die Digitalisierung nicht verschlafen!